Das steinerne Kind - Das Kind eines Borderliners

...hat stets die Kontrolle...

Im Kontrolle haben ist das Kind perfekt. Seit seinen frühesten Kindertagen hat es feinste Antennen, die Konflikte oder auch nur konfliktgeladene Luft sofort wahrnehmen. Es fühlt sich zuständig, aufkommende Konfliktwolken am Familienhimmel weiter zu pusten.

Dazu braucht es jede Menge Disziplin und vollste Konzentration. Auch während des Schlafs ist das Kind jederzeit bereit, aufzuspringen und ins Wohnzimmer zu stürmen, sollte es laute Stimmen oder andere "verdächtige" Geräusche vernehmen...Es versucht dann wie immer, auf kindliche Art und Weise irgendwelche Bedürfnisse zu äußern, immer in der Hoffnung, die Stimmung seines Vaters möge dadurch umschwenken.

Obwohl das nur in den seltensten Fällen klappt, denn die Ausbrüche eines Borderline-Vaters sind nicht zu stoppen, entwickelt sich das Kind zum Experten in Sachen "Konfliktwitterung". Wobei das Wort Konflikt hier nur als schöne Umschreibung für verbale Gewalt, Zerstörung, Attacken und Angstverbreitung dient.

Schade, denn das Kind verwendet seine ganze Energie, Zeit und alle seine Gedanken dafür, negative Stimmungen aufzunehmen und versuchen, der Blitzableiter dafür zu sein, um schlimmeres zu verhindern. Diese Fähigkeit wendet es mit der Zeit nicht nur bei seinen Eltern an, sondern bei fast allen Mitmenschen.

Es spürt die sorglose Fröhlichkeit von anderen Kindern und ist traurig und verzweifelt, dass es selber so gar nicht sorgloses, bedingungslos fröhliches hat. Die Angst ist einfach immer mit dabei.

Schade, denn durch dieses ständige Angst haben und Konflikte wittern, vergisst das Kind auf sich selber. Es ist ein diszipliniertes, wie versteinertes Kind. Es möchte durch falsches Verhalten seinerseits nicht noch mehr Schwere auf seine Familie laden. 

Und dieses Versteinern gibt dem Kind auch Sicherheit. Etwas Versteinertes hat keine Gefühle. Und Angst ist ein Gefühl.

Das Kind friert seine Gefühle also erstmal ein, um zu überleben und um die trotzdem noch grenzenlose Angst im Zaum zu halten.

Doch ohne Gefühle fehlen dem Kind wichtige Erfahrungen, während es heranwächst. Wie solle so lernen, einen normalen Umgang mit seinen Mitmenschen zu haben? Wie soll das Kind es selber sein, wenn es nicht ausprobieren durfte, wer es ist? Wenn es seine ganzen Kinder- und Jugendjahre darauf verwendet hat, seine Mutter zu schützen, die Wogen zu glätten, existenzielle Ängste zu überleben...Woher soll es wissen, wer es ist?? Wird es sich jemals selbst finden??

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veröffentlicht am 11.02.2018 von Radiergummi
geändert am 10.12.2019 von Radiergummi



Fragen / Kommentare


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✍Flora
erstellt am 06.05.2018 09:05
Danke, für den Mut darüber zu schreiben. Wenn ich deine Worte lese, könnte das genau auch ich geschrieben haben. Die gleichen Situationen, die gleichen Gefühle als Kind. Damit wird das, was ich immer dachte mir nur einzubilden (weil es nach außen niemand wahrgenommen hat und alles doch nach einer glücklichen Familie geschienen hat) zur Realtität. Danke, dass du deine Erfahrungen teilst.

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